2/20/2013

Intermezzo: Meeting Rory Dobner




... or when black and white isn't just all black & white.



Zum ersten Mal bin ich über Rory Dobners Werke gestolpert, als ich nach Füllmaterial und Inhalt für mein Seaside Hut gesucht habe. Sein rauchender Fisch ist mir als Erstes zwischen die Finger geraten, und ohne wenn und aber fand auch die Schiffsfliese ihren Platz in meiner Sammlung. Beim Eintauchen in Rorys Portfolio offenbarten sich mir aber nicht nur Produkte, die mich somehow an die Welt von Alice in Wonderland erinnerten, sondern ein fantastisches Spektrum an Werken, wie sie vielfältiger nicht sein könnten. Meine Neugierde war geweckt! Und da Mr. Dobner so freundlich war mich in sein Studio in London einzuladen, wurde kurzerhand die Eisenbahn bestiegen, um gen Norden zu fahren.

Hampstead - das Ziel dieser Reise - scheint wie geschaffen für jemanden wie Rory. Zwar - und auch zum Glück - gehört es zu London (denn laut eigener Aussage würde der Maler seinen Wohnort lediglich gegen ein London am Meer tauschen), doch fühlt man sich hier, the very moment wo man der Tube entflieht, wie in einem kleinen verträumten Städtchen irgendwo in Englands Landschaft. Die Highstreet bietet genügend schmucke Cafés, Gourmetrestaurants und Shops um den Ort lebendig und geschäftig zu halten. Sobald man aber in eine der Seitengassen einbiegt, fühlt man sich urplötzlich an den Schauplatz eines noch ungeschriebenen Märchens versetzt...


          


Am eigentlichen Ort des baldigen Geschehens werde ich ebenfalls nicht enttäuscht. Rorys Arbeitsuniversum scheint voll (er) Geschichte(n), ist äußerst stil- und geschmackvoll eingerichtet, und birgt neben des Künstlers eigenen Werken Überraschungen, wie z.B. die wunderschöne, selbst gestaltete Küche (mit AGA und Fired Earth Waschbecken!!!) und individuell kreierte Möbelstücke aller Art. Ich bin von Sekunde 1 an bekehrt ...













Als Erstes fallen mir die bereits vertrauten und mit Tinte angefertigten Handzeichnungen ins Auge. Überall sind die verschlungenen Motive verstreut - auf Fliesen, Tellern, Kissen und für sich als Bilder stehend. Man muss kein Kenner sein um Rorys handwerkliche Fähigkeiten zu erkennen. Seit er einen Stift in der Hand halten konnte, kritzelte er auf alles, was ihm zwischen die Finger kam. Ein Abschluss an der St. Martin's School of Art & Design besiegelte schließlich sein Können offiziell. Die Frage nach der Sujetwahl stellt sich automatisch. Während sich die Seefahrtsmotive bei einem Blick auf Rorys Biografie von alleine erklären (die Dobners wuchsen an der englischen Südküste auf), erfordert die restliche abgebildete Tierwelt eine persönliche Erklärung des Künstlers: Wilde Tiere, bzw. Tiere in ihrer natürlichen Umgebung haben Rory schon immer fasziniert- auch wenn er nicht der Haustierlityp ist. Die unerschöpfliche Vielfalt an Details (Punkte eines Dalmatiners!) und die Herausforderung, den Tieren einen erkennbaren und fesselnden Ausdruck zu verleihen, bieten dem Maler ein großzügiges Spielfeld für seinen 'Hang zur Obsession'.



The master at work
The masterwork
Wenn Rory nicht bereits eine visuelle Idee hat, dann schreibt er Geschichten um und über Kreaturen, um diese differenzierten Charaktere schließlich fürs Auge sichtbar zu machen. Hierbei helfen ihm seine Erfahrungen als Porträtmaler, welche er sich während der Schulzeit in einer Militärschule angeeignete. Bemerkenswert, weil man das nicht grade eben für einen Ort hält, wo man eine Förderung dieser Art von Talenten erwarten würde. Doch this is Enlgand, und Rorys Eltern verschafften ihrem talentierten Sprössling schon früh Aufträge als Porträtmaler, sodass sich auch gewisse Militärpersönlichkeiten plötzlich mit Rorys Handschrift gezeichnet sahen.



Diese Handschrift ist klar und kräftig. Rory mag kein Wischiwaschi. Und obwohl er Farben im Leben mag, ist seine Kunst sehr schwarz - weiß. Nichts was vom Wesentlichen ablenkt. Klare Linien und Kontraste sind seine Botschafter einer deutlichen Sprache. Was allerdings nicht heißt, dass kein Raum für Feinheiten und Kleinigkeiten vorhanden wäre - im Gegenteil.


Rory ist versessen auf Details. Beispiel: Blickt er auf eine Hausmauer, nimmt er nicht einfach das Gemäuer mit oder ohne Putz war. Er "röntgt" die Wand, denkt über die Konstruktion darunter nach, zoomt den Riss im Mauerwerk heran und fixiert schließlich den Mistkäfer, der sich in der Sonne wärmt. Nicht ganz dicht? Mag sein. Aber definitiv mit einem Ergebnis, das sich sehen lässt.



It's all about details


Was er wohl machen würde, wenn er nicht Künstler geworden wäre? 'Mit Darwin um die Welt segeln und unerforschte Ecken entdecken.' Aha, natürlich. Und welche Geschichte würde er am liebsten visuell in einem Film oder Buch umsetzen? 'Bagpuss.' Die Story handelt von einem viktorianischen Laden, in dem es nichts zu kaufen gibt, ein kleines Mädchen aber kaputte Fundgegenstände ausstellt. Diese werden von ihren Lieblingsspielzeugen - darunter die Stoffkatze Bagpuss - nicht nur bewacht, sondern über Nacht zu neuem Leben erweckt. 
Rory Dobner ist nicht nur ein fantastischer Maler, sondern auch ein wunderbarer Erzähler. Ich könnte stundenlang zu hören und die Zeit vergeht wie im Flug. Informationen über eine Ausstellung und Voodookult in Haiti, Arbeiten für den Schauspieler Robert Downey Jr., Rorys Passion für JMW Turners Werke (trotz Farbe!) und seine Favoriten für eine fiktive Co-Ausstellung (Francis Bacon und Hans Holbein) sauge ich gierig in mich auf. Aber da für Rory am nächsten Tag ein anstrengendes Meet & Greet in Londons schönstem Kaufhaus Liberty ansteht, nimmt ein höchst spannendes Treffen sein Ende. Ein letzter Blick in Rory Dobners Universum und die Welt draußen sieht für immer anders aus ...


 All pics by me. With a 1000 thanx to grand Rory Dobner.



2/07/2013

My Cottage - Part 2


Nach dem Abstecher ans Meer und ein paar Ausflügen querfeldein ist es schön wieder zurück in den South Downs zu sein. Bei Hühnern, Schlamm und dem Cottage.

pic by Lin Wood

Allerdings kriegt Letzteres dieses Namensetikett laut der Elle ja erst, wenn noch Folgendes zum Abhaken auf die Liste gepackt wird: Blüten (nicht ausschließlich jene im Garten), Patina und eine frei stehende Badewanne. Alles machbar. 

Die richtigen Blumen zu finden gestaltet sich aber bereits als tricky. Nicht, weil es zu wenig Blumen hier gibt- genau das Gegenteil ist das Problem. Wer schon mal in England war, und mit einem Einheimischen auf das Thema Garten zu sprechen kam (und das geschieht schneller, als dass man das Thema Fußball erwähnen kann!!!), der weiß wovon ich spreche. Die Briten vergöttern ihren Garten - sei er noch so klein und unscheinbar - und diese Liebe findet sich mannigfaltig in allen möglichen (und unmöglichen) Bereichen wieder. So auch in der Vielfalt und am Reichtum von Blütenmustern, welche man - wenn man erst einmal eine Blumenaffinität entwickelt hat - bis auf die sonderbarsten Produkte verfolgen kann.
Siehe diese Freizeitgestaltungsidee von Elizabeth Bradley (unbedingt auch die anderen Kollektionen wie z.B. die außergewöhnliche "Victorian Animals" bestaunen!) :

pic an kit by Elizabeth Bradley
pic by liberty london


Kissen und Decken hatten wir bereits in Hülle und Fülle in Teil 1 und daher versuche ich mich auf andere Bereiche zu beschränken. Wie der von entsprechenden Textilien auf Möbeln.
So z.B. auf dem "Lese-/Armlehn-/Chefsessel" (simpler: Fauteuil), welcher aus einem englischen Zuhause so ganz und gar nicht wegzudenken ist. Wenn dieser nun mit edlen Stoffen renommierter Firmen wie Sanderson, Zoffany und Co. eingekleidet wird, dann geht einem glatt das Herz auf - oder aber man entwickelt kurzfristig eine Blütenpollenallergie...

pic and chair "Indienne" by Zoffany
pic and chair "khiva" by Zoffany
pic and chair "Kashida" by Zoffany
pic and chair "Burr Tree" by Zoffany



Natürlich müssen hier doch noch Kissen drauf (weil die Sessel ganz altbacken entweder dank Metallfedern mit viel zu harter, oder dann viel zu weicher Unterlage versorgt sind). 
Damit sich das Auge aber kurzfristig von der floralen Pracht erholen kann, hier die Modelle von Thornback & Peel. Sie erinnern dank Grün- und Fellzeug immer noch an Garten, Landleben, etc.:

pics and cushions by Thornback & Peel


                



Von den gleichen, überaus humorvollen Damen Thornback und Peel, entstammt auch dieses Set Glasuntersetzer. Glasuntersetzer ... Gibt es dieses Wort im Deutschen? Naja, was bei uns nun wirklich nicht grade täglich auf den Tisch kommt, ist in England von keinem solchen wegzubringen. Wehe dem, der es wagt, seinen Cup of Tea auf den nackten Tisch zu stellen! 


pic by Thornback & Peel


Kaninchen machen sich übrigens auch hervorragend an Wänden. Dies beweisen die wunderschönen "Harvest Hare" Tapeten von St Jude's. Sie wurden vom englischen Künstler Mark Hearld kreiert und gehörten zu den Gewinnern des Elle Decoration British Design Award 2012.



pics by St Jude's


Zuviel des Guten? Ok. 
Zurück zu den Blumen. Die gehören natürlich auch an die Wand.

pic and wallpaper by Fired Earth

pic and wallpaper "Caverley" by Sanderson


Und ins Bett. Auch auf den Boden. Und auf den Tisch. Großzügig wie die von Anthropologie nun mal so sind, decken (wortwörtlich) sie den Botaniker unter uns mit allem Notwendigen ein:



bedding and pic by anthropologie


rug and pic by anthropologie


tablecloth and pic by anthropologie




Wer jetzt verständlicherweise die Schnauze voll von Flora und Fauna hat, der kann das Zeug auch verbrennen. Denn man hat schließlich einen Ofen im Haus! 


pic by Charnwood

Der Ofen verkörpert zusammen mit dem AGA (siehe früherer Post) das Herz eines jeden Landhauses. Diese schmucken Stücke hier sind Kreationen der Firma Charnwood und hatten in Part 1 leider keinen Platz. Hier also eine Auswahl der schönsten oldschool Produkte:


pic by Charnwood
pic by Charnwood


Spiel mit dem Feuer hinterlässt immer Spuren. Den Dreck wäscht man sich dann passenderweise in einer der letzten fehlenden Zutaten meines Cottages ab:


der freistehenden Badewanne.
Natürlich gäbe es x-wunderbare Varianten mit Füessli, mit Verzierungen, Schnickschnack undundund. Aber da ein Cottage nun mal ursprünglich Behausung für das einfache Volk auf dem Lande war, soll die Wanne vielleicht auch nicht zu fancy ausfallen ... Drummonds hat da das Richtige.

pic and bath "The Burnished Usk " by Drummonds



Nun, last, but not least: die Patina. Tja. Am besten 100 Jahre warten und dann kriegt man die automatisch. Ansonsten gibt es da verschiedenste Möglichkeiten wie mit Feile oder Schleifpapier dahinter, dagegen treten, mit Fingernägeln abkratzen, den nassen Hund entlang schleifen, die trockene Katze die Krallen daran wetzen lassen, ... 


pic by me

... Geduld haben.